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INTERVIEW
„Kirche muss
Spaß machen – Ihr könnt so etwas!“ anlässlich seines 70.Geburtstages
In den
ersten Berufsjahren war ich beteiligt an empirischen Untersuchungen zum
Kindergottesdienst und zu Herkunft, Schullaufbahn, Berufswünschen usw. der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ab Anfang der 1970er-Jahre haben, darauf
aufbauend, Hans-Bernhard Kaufmann und Team des Comenius-Instituts die
(„Grüne“) Reihe der Arbeitshilfen zum Kindergottesdienst herausgebracht.
Nach der (zweiten) sog. Bildungssynode der EKD (Frankfurt a.M. 1971) kam das Feld der sozial- und religionspädagogischen Praxis in Kindertagesstätten (damals noch „Kindergärten“) evangelischer Träger, meist Gemeinden, hinzu.
Die damals
gebräuchlichen Begriffe „Gemeindeaufbau“ und „Gesamtkatechumenat“ wurden als
Leitbegriffe seit ca. 1974 nach und nach abgelöst durch „Gemeindepädagogik“.
Faktisch ging es allemal um „mehr Pädagogik (und Humanwissenschaften) in die
Gemeindepraxis“.
Raimund Hoenen, Günter
Ruddat, Henning Schröer(+) war ich unter den Gründungs-Mitgliedern.
(1)
Angefangen bei den Gottesdiensten. Wenn „traditionals“ aus dem Schatz
protestantischen Liedguts vorkommen müssen, wird (allein schon aus Mitgefühl
mit den Konfirmanden/-innen) wenigstens eine exemplarische Choralstrophe in
heutiges Deutsch übertragen und soweit erforderlich erklärt. Choräle werden,
wenn von Orgel, dann auch mit kleinem Schlagzeug begleitet oder sonst
rhythmusbetont gestaltet. Kinder und Jugendliche wirken in der Liturgie
aktiv mit und zwar vorbereitet! (Das muss anders und qualitativ mehr sein
als Ministranten-Dienst in katholischen Gemeinden). Sie sollen darin sicher
werden, wie man sich in einer Kirche bewegt, wie laut und - bei Mikrofonen -
ggfls. leise, jedenfalls deutlich, man sprechen muss. Sie kommen als
Vorlesende, als Mitglieder von Spiel-, Chor- und Musikgruppen usw. zum
Einsatz. Das wirkt in Richtung auf Identifikation mit der Kirche und der
Hinterlassenschaft Jesu, die im Zentrum steht. (2) Bei
Gottesdiensten „in Anderer Form“ am Vorabend oder am Sonntagnachmittag
werden Filme gezeigt und nachbesprochen zum Beispiel zu „Heiligen“ des
Protestantismus wie Luther, Schweitzer, Bonhoeffer; zur Bibel oder zur
jüngeren Geschichte wie „Der Untergang“, “Der Pianist“, „Das Wunder von
Bern“, „Good bye, Lenin“, „Das Leben der anderen“ o.ä. Die Gestaltung
übernimmt - als Teil der Jugendarbeit - ein Filmclub der Gemeinde. (3)
Flankiert werden die gemeindepädagogischen Initiativen von „anderer“
Konfirmandenarbeit in Formaten von Jugend-Gruppen- und Freizeit-Arbeit,
Projekten und Praktika - da gibt es manches Erprobte. (4) Ihr
müsst auch öffentliche, prinzipiell ökumenische
Kirche-und-Kultur-Veranstaltungen ins Programm aufnehmen, zum Beispiel
Öffentliche Darbietungen zeitgenössischer Literatur und populärer Musik aus
Deutschland, aus anderen europäischen oder aus Urlaubs-Ländern. - Dringend:
Top gestaltete öffentliche Lesungen der biblischen Kult-Legenden der großen
Feiertage (wenn möglich, vorgetragen von ausgebildeten Sprechern/-innen –
sprecht Leute vom städtischen Theater an!), vielleicht zusammen mit
Präsentation von Dias oder Kunstdrucken und liturgisch gestaltet mit
Musikgruppen. Ich würde auch Quiz-Veranstaltungen (mit Preisen,
medientechnischem und musikalischem Rahmen) zu biblischen,
kirchengeschichtlichen, ethischen, ökumenischen und diakonischen Themen für
Jung und Alt probieren. Kirche muss Spaß machen!
Siehe auch: Praxis Gemeindepädagogik 61(2004), H. 4,
60f. |
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